Die TAG Heuer Carrera Porsche Chronograph Special Edition im Test

Die offizielle Partnerschaft zwischen der Uhrenmarke TAG Heuer und dem Sportwagenhersteller Porsche war eine natürliche Entscheidung. Die beiden Unternehmen verbindet seit Jahren eine enge Freundschaft mit gemeinsamer Geschichte, Geschichten und vor allem Werten. Dennoch kam die Nachricht wie ein Schock. Grund genug für den Uhrenhersteller, ein Sondermodell auf den Markt zu bringen, das wir sofort testen konnten.

Im Vergleich zu anderen aktuellen TAG Heuer Carrera Calibre Heuer 02 Modellen besticht der neue Porsche Chronograph durch sein geschlossenes Zifferblatt, an dem das bewundernde Auge unweigerlich kleben bleibt wie ein heißer Reifen am Asphalt. Das scheinbar gewöhnliche anthrazitfarbene Zifferblatt ist nicht durchbrochen, aber dennoch etwas ganz Besonderes. Aufgeraut wie eine Asphalt-Rennstrecke, wurde diese einzigartige Textur dem Sondermodell Carrera, unserer Testuhr, verliehen, um die Affinität von TAG Heuer zum Motorsport und die neue Partnerschaft zwischen TAG Heuer und Porsche zu symbolisieren.

Aus demselben Grund ist auf der schwarz glänzenden und kratzfesten Keramiklünette, die sonst das Wort “Tachymeter” trägt, der Name “Porsche” in roten, dem Original-Schriftbild nachempfundenen Buchstaben eingraviert. Zahlreiche Details der Stoppuhrfunktion sind ebenfalls in Rot gehalten: die Spitzen aller Chronographenzeiger, bestimmte Bereiche innerhalb des Minuten- und Stundenzählers sowie die 15-Sekunden-Markierungen der Skala für die abgelaufene Sekunde am Rande des Zifferblatts. Wie rote Bremssättel an einem Auto symbolisieren sie hier Sportlichkeit und betonen die Stoppuhrfunktion.

Carrera brachte Heuer und Porsche zusammen
Neben der charakteristischen Farbgebung in Rot, Schwarz und Grau nehmen auch die Ziffern auf dem Zifferblatt Bezug auf den Porsche-Designcode und erinnern an die Instrumententafeln von High-End-Rennwagen. Dass diese Applikationen nicht wie bei anderen Carrera-Modellen die Stunden, sondern die Minuten und Sekunden markieren, ist bei dieser Sonderedition, die als Hommage an den Motorsport konzipiert ist, nur konsequent. Die Ziffern leuchten im Dunkeln hellgrün, ebenso wie andere dreieckige Indexe und die stabförmigen Zeiger, die die Hauptzeit anzeigen. Doch wenn das Licht ausgeht, sind die kontinuierlich laufende Sekunde bei 6 und die Zeitanzeige des Chronographen unlesbar.

Der Name Carrera steht relativ unauffällig unter der 12, genauer gesagt unter der 60, die die 60-Sekunden-Position bei der vollen Minute anzeigt. Carrera ist das verbindende Element zwischen diesen beiden Marken, deren Wege sich seit Jahrzehnten immer wieder auf faszinierende Weise kreuzen. Carrera bedeutet im Spanischen “Rennen”, und es war der Automobilsport, der Porsche und Heuer zusammenführte. Ferdinand Anton Ernst Porsche, genannt “Ferry”, trat 1931 im Alter von 22 Jahren in das Konstruktionsbüro seines Vaters ein. Im Jahr 1948 stellte er den Sportwagen 356 No. 1 Roadster vor, das erste unter dem Namen Porsche gebaute Fahrzeug und der Grundstein für die nach der Familie benannte Automarke. Porsche machte sich schnell einen Namen im Motorsport, unter anderem mit einem Klassensieg bei der Carrera Panamericana 1954. Zu Ehren der erfolgreichen Teilnahme an diesem Rennen gab Porsche dem stärksten Motor seiner Flotte den Namen “Carrera”.

Mit seinem 15,25 mm hohen Gehäuse und den Drückern an seiner kräftigen Flanke ist dieser Chronograph ebenso ausdrucksstark wie der Sportwagen.

Der Urenkel von Edouard Heuer, Jack, verwendete den Namen Carrera auch für einen Chronographen, den er 1963 entwickelte und der es Rennfahrern ermöglichte, in der Hitze des Gefechts die Zeit auf einen Blick zu erkennen. Jack Heuer war auch federführend bei der Entwicklung der Heuer Monaco, dem ersten wasserdichten automatischen Chronographen mit quadratischem Gehäuse. Sein Name ist eine Hommage an den Grand Prix von Monaco und die berühmte Rallye Monte Carlo, die das legendäre Porsche-Modell 911 von 1968 bis 1970 drei Jahre in Folge gewann.

Später gab es weitere Verbindungen zwischen Porsche und Heuer, oder TAG Heuer, wie der Schweizer Uhrenhersteller seit seinem Verkauf an die TAG-Gruppe Mitte der 1980er Jahre heißt. Die beiden Marken entwickelten und produzierten gemeinsam den TAG-Porsche-Motor, der das McLaren-Team 1984 mit Niki Lauda am Steuer und 1985 und 1986 mit Alain Prost auf dem Fahrersitz zu drei aufeinanderfolgenden Formel-1-Weltmeisterschaften führte. Seit 1999 hat sich die Beziehung zwischen den beiden Unternehmen durch ihre Zusammenarbeit bei Motorsportveranstaltungen wie dem Porsche Carrera Cup, dem Supercup und der Langstrecken-Weltmeisterschaft weiter vertieft. TAG Heuer war einer der Gründer der Formel-E-Meisterschaft, für die Porsche 2019 ein eigenes Formel-E-Team mit TAG Heuer als Namensgeber und offiziellem Partner für die Zeitmessung gründete. Zwei Jahre später wurde daraus die offizielle Markenpartnerschaft, die scheinbar schon seit Jahren besteht. Gemeinsame Projekte sind unter dem Motto “Porsche und TAG Heuer: Zwei Geschichten – eine Leidenschaft” geplant.

Getragen wird der neue Chronograph entweder mit einem schwarzen Kalbslederarmband mit handgefertigten Ziernähten, das sowohl an das Interieur eines Porsche-Sportwagens als auch an eine Carrera-Rennstrecke erinnert, oder mit einem Edelstahlarmband aus H-förmigen Gliedern, das über feste Verbindungselemente eine integrierte Verbindung mit dem kantigen Gehäuse bildet. Beide Armbänder sind mit einer robusten, hochwertigen Faltschließe ausgestattet.

Ein vollständig verschraubter Gehäuseboden mit einem Fenster aus Saphir verschließt die Unterseite des polierten Edelstahlgehäuses, das einem Druck von 10 bar standhält. Das transparente Glas bietet einen ungehinderten Blick auf das noch junge, automatische Manufakturkaliber Heuer 02. Die Farben Rot, Schwarz und Grau finden sich in einer Farbgebung wieder, die nicht nur an Porsche, sondern auch an frühere Heuer-Modelle erinnert. Der neu gestaltete Aufzugsrotor in Schwarz ist eine Hommage an das Porsche-Lenkrad. Er zieht die Aufzugsfeder nur in einer Drehrichtung auf; dreht er sich in die andere Richtung, gibt er ein leises Leerlaufgeräusch von sich, das manche Kenner als unangenehm empfinden. TAG Heuer hat sich aber bewusst für einen unidirektionalen Automatikaufzug mit Sperrrad entschieden, weil sich dadurch nicht nur die Gesamtzahl der Bauteile, sondern vor allem auch die Bauhöhe des Uhrwerks reduziert. Das vergleichsweise kleine rote Säulenrad steht ganz am Rand, begleitet von den stählernen (grauen) Brücken, Rädern, Hebeln und Federn des Kalibers. Zusammen mit der vertikalen Kupplung sorgt das Säulenrad dafür, dass die Zeitabstände präzise und zuverlässig gemessen werden.

Die nachts hell leuchtenden Ziffern nehmen Bezug auf die Porsche-Typografie und erinnern an die Instrumente in den Cockpits von Rennwagen.

Ein leistungsstarker Motor für eine Sportuhr
Die Entwicklung des Kalibers Heuer 02 begann im Jahr 2011. Es debütierte 2013 unter dem Namen Kaliber 1969, wurde aber bald in CH-80 umbenannt, nach seiner bemerkenswert langen Gangreserve von 80 Stunden, die es mit nur einem Federhaus erreicht.

In den folgenden Jahren musste TAG Heuer das Uhrwerk jedoch optimieren. Das Ziel war es, ein robustes und zuverlässiges Chronographenkaliber zu schaffen, das so kostengünstig wie möglich hergestellt werden konnte. Die Abmessungen des Kalibers sind mit 31 mm Durchmesser und 6,5 mm Höhe identisch mit denen des El Primero, das von Zenith, einer der Schwestermarken von TAG Heuer innerhalb der LVMH-Gruppe, hergestellt wird. Das schlanke Design des Kalibers 1969 führte jedoch zu einigen Problemen. Neben dem unidirektionalen Selbstaufzugsmechanismus war auch eine dünne Chronographenbrücke erforderlich. Der Aufzugsmechanismus war ausreichend leistungsfähig, aber die schlanke Brücke konnte die Kraft der Schaltvorgänge des Chronographen nicht bewältigen und verformte sich. Das neue, stabilere Design erhöht die Höhe des Uhrwerks um 0,4 mm und sorgt für eine Gesamtdicke von 6,9 mm.

Neben dem Säulenrad ist die Chronographenbrücke eines der wenigen Bauteile, die mit der Grundplatte verschraubt sind. Andere Komponenten wie die gestanzten Hebel zum Starten, Stoppen, Blockieren und Nullstellen des Chronographen sowie die Federn, die die Komponenten an ihrem Platz halten oder Druck ausüben, sind entweder eingesteckt oder eingehängt. Der Verzicht auf Schrauben verkürzt die Montagezeit und reduziert die Gesamtzahl der Teile auf nur 233. Die Verzahnung des Aufzugs- und Handeinstellsystems musste ebenfalls verbessert werden, da die Klickgeräusche durch nicht tief genug ineinander greifende Zahnräder verursacht wurden. Der halbspringende Datumsmechanismus wurde ebenfalls optimiert. Die aktuelle Version ist so sicher, dass sie nicht beschädigt werden kann, wenn der Benutzer versehentlich versucht, das Datum von Hand zu verstellen, während der Mechanismus mitten im automatischen Schaltvorgang ist. Um den Mechanismus zu schützen, ist das System verriegelt, und das Datum muss manuell durch Drehen der Krone, nachdem sie in die Mittelposition gezogen wurde, vorgestellt werden. Wenn die Uhr läuft, beginnt die eher kleine Datumsanzeige bei der 6 etwa 30 bis 40 Minuten vor Mitternacht vorzurücken.

Das Kaliber Heuer 02 verfügt über eine Gangreserve von 80 Stunden, unter anderem dank eines Rotors, der einem Porsche-Lenkrad nachempfunden ist.

Für das Schwingungs- und Hemmungssystem, das mit 4 Hz getaktet ist, arbeitet TAG Heuer mit dem Spezialisten Atokalpa zusammen. Die Isograph-Spirale, die vor zwei Jahren erstmals vorgestellt wurde, ist noch nicht im Einsatz. TAG Heuer-CEO Frédéric Arnault erklärt, dass der Isograph in der Herstellung noch sehr teuer ist und daher derzeit nur in High-End-Produkten eingesetzt wird. Das konventionelle System erzielt aber auch im Chronometerbereich gute, ausgewogene Gangwerte, was nicht nur unser Test gezeigt hat.

Das Heuer-Kaliber 02 debütierte 2016 als chronometerzertifiziertes Heuer-Kaliber 02-T in der Carrera Calibre Heuer 02 Tourbillon. Im Jahr 2017 erschien das neue Manufakturwerk ohne Tourbillon im Retro-Modell Autavia Calibre Heuer 02. Im Jahr 2018 wurde es in die Carrera und schließlich 2019 in die Monaco integriert. Es hat sich als hervorragender Hochleistungsmotor für vom Motorsport inspirierte Zeitmesser etabliert.

MERKMALE:
Hersteller: TAG Heuer SA, Rue Louis-Joseph Chevrolet 6a, 2300 La Chaux-de-Fonds, Schweiz
Referenznummer: CBN2A1F.BA0643
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Datumsanzeige, Chronograph (zentraler Sekundenzeiger, Zähler für 30 abgelaufene Minuten und 12 abgelaufene Stunden), Tachymeterskala
Uhrwerk: Kaliber Heuer 02, automatisch, 28.800 U/min, 33 Lagersteine, Glucydur-Unruh, Nivarox-Spirale, Index- und Exzenterschrauben-Feinregulierung, Kif-Stoßsicherung, 80 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 31,0 mm, Höhe = 6,90 mm
Gehäuse: Edelstahlgehäuse, gewölbtes Saphirglas, doppelt entspiegelt (über dem Zifferblatt), Saphirglas im Gehäuseboden, wasserdicht bis 100 m
Armband und Schließe: Edelstahlarmband, Faltschließe nur einseitig zu öffnen
Gangresultate (Abweichungen in Sekunden pro 24 Stunden, voll aufgezogen/nach 24 Stunden):
Am Handgelenk +1,5
Zifferblatt aufwärts +0,3 / +0,1
Zifferblatt abwärts +0,9 / +0,8
Krone aufwärts -2,7 / -1,7
Krone unten +7,5 / +8,2
Krone links +2,1 / +3,4
Größte Abweichung 10,2 / 9,9
Mittlere Abweichung +1,6 / +2,2
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Stellungen 309° / 292°
Hängende Stellungen 267° / 246°
Abmessungen: Durchmesser = 43,25 mm, Anstoßbreite = 21 mm integriert, Höhe =
15,25 mm, Gewicht = 192,0 Gramm
Variationen: Mit Kalbslederarmband (Ref. CBN2A1F.FC6492, $5.850)
Preis: $6.050

PUNKTE:
Armband und Schließe (max. 10 Punkte): Hübsches Armband, komfortable Schließe 9
Gehäuse (10): Hochwertiges Gehäuse mit Facetten, zwei Saphirgläsern, verschraubtem Boden, Keramiklünette, passenden Drückern und Krone 8
Zifferblatt (10): Design mit Elementen aus dem Porsche-Rennsport, exklusives “Asphalt”-Zifferblatt, spezielle Applikationen. 9
Gestaltung (15): Gelungene Umsetzung der Porsche-Rennsport-Designcodes mit Rot, Grau und Schwarz, Sonderziffern und optionalem Lederband 13
Ablesbarkeit (5): Die Zeitanzeige dominiert, auch bei Nacht; die Chronographenfunktion ist im Dunkeln nicht lesbar, tagsüber aber gut ablesbar; die Datumsanzeige ist klein und schwer lesbar. 4
Bedienung (5): Die Krone ist leicht zu bedienen, die Chronographendrücker haben feste und sichere Druckpunkte, aber die Stahlteile des Armbandes sind gestiftet. 4
Tragekomfort (5): Das Gehäuse ist recht groß und die Uhr ist schwer, vor allem wenn man sie mit dem Edelstahlarmband trägt; massive Schließe. 4
Uhrwerk (20): Das optimierte Manufakturkaliber hat sich im Alltag bewährt; sicherer Grundaufbau mit zuverlässiger Schaltung für Chronograph und Datum; lang anhaltende Gangreserve; Spezialrotor. 17
Bewertungsergebnisse (10): Obwohl es sich nicht um ein zertifiziertes Chronometer handelt, hält es die Zeit mit sehr guten, ausgewogenen Gangwerten im chronometerwürdigen Bereich; die Amplituden bleiben stabil, auch bei laufendem Chronographen. 9
Gesamtwert (10): Das besondere Design zelebriert die Partnerschaft mit Porsche, es setzt die Designcodes von Porsche um; der Preis ist fair. 8
Gesamt: 85 PUNKTE


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