Die TAG Heuer Carrera Plasma Tourbillon Nanograph ist vollgepackt mit Spitzentechnologie und verfügt über eine Vielzahl von verschiedenen Materialien. Sie sieht ganz anders aus als ihre Vorgängerinnen, unterstreicht aber den Ruf des Unternehmens als Hersteller avantgardistischer Schweizer Zeitmesser.
Im Jahr 1962 besuchte Jack Heuer das 12-Stunden-Rennen von Sebring in Florida. Er unterhielt sich mit den Eltern der Rodriguez-Brüder, zwei talentierten Rennfahrern, die mit 19 und 21 Jahren besonders jung waren. Die besorgten Eltern drückten ihre Erleichterung darüber aus, dass ihre jungen Söhne nicht an der Carrera Panamericana Mexico teilnehmen konnten, dem damals angeblich gefährlichsten Rennen, das in ihrem Heimatland stattfand.
In Jacks Kopf machte etwas klick. Das Wort “Carrera” gefiel ihm, er sagte, es klinge “sexy”. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz meldete Jack den Namen “Heuer Carrera” an und schrieb damit das erste Kapitel einer Geschichte, die inzwischen zu einem Bestseller geworden ist.
Alle Carrera-Modelle zeichnen sich durch eine unvergleichliche Ablesbarkeit aus. Ursprünglich war die Heuer Carrera ein Chronograph, doch später wurde die Linie um Dreizeiger- und GMT-Modelle erweitert. Obwohl ich das Design der Heuer Carrera 2447S und einiger anderer Modelle aus den 1960er Jahren sehr schätze, bin ich der Meinung, dass die schönsten Exemplare der Carrera erst in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind.
Im Jahr 2020 hat die Schweizer Avantgarde-Marke den Carrera-Chronographen überarbeitet und zahlreiche Elemente aufgewertet. Im vergangenen Jahr aktualisierte die Luxusmarke die Dreizeiger-Modelle. In beiden Fällen hat das Designteam von TAG Heuer unter der Leitung von Guy Bove, dem Kreativdirektor des Unternehmens, viel Zeit und Mühe darauf verwendet, das Erscheinungsbild der einzelnen Modelle zu verfeinern. Die Gegenüberstellung von satinierten und polierten Oberflächen, ein neues Design der Zeiger und Indexe sowie ein schlankeres, ergonomisch optimiertes Armband sind nur einige der Verbesserungen. Die neuesten Versionen des Carrera-Chronographen sind zudem mit dem Kaliber Heuer 02 ausgestattet, einem ausgezeichneten Automatikwerk mit Säulenrad und vertikaler Kupplung.
Die Schweizer Marke präsentiert ihr Logo oft mit dem Slogan “Schweizer Avantgarde seit 1860” und die neueste Kreation des Unternehmens, die TAG Heuer Carrera Plasma Tourbillon Nanograph, ist zweifellos sehr avantgardistisch. Erlauben Sie mir, das zu erklären.
Das Zifferblatt
Auch wenn es sich um ein neues TAG Heuer-Modell handelt, hat die Marke die bestehende Designsprache nicht komplett aufgegeben. Die Stunden- und Minutenzeiger greifen das Design der aktuellen Carrera Chronograph auf, die 2020 aktualisiert wurde. Sie sind rhodiniert, mattschwarz lackiert und mit weißem SLN ausgekleidet. Auch die aufwändigen Indizes sind rhodiniert, weisen das markante Stufendesign der Marke auf und sind mit einem rechteckigen SLN-Streifen zwischen dem Index und der benachbarten Minuterie versehen. So weit, so Carrera. Schaut man jedoch noch einmal hin, sieht man, dass die Indexe aus Weißgold sind und mit Labordiamanten besetzt sind.
Ich muss gestehen, dass ich vor dem Anblick der TAG Heuer Carrera Plasma Tourbillon Nanograph nur wenig über im Labor gezüchtete Diamanten wusste, aber da mein Interesse geweckt war, habe ich mich bei Google erkundigt. Im Labor gezüchtete Diamanten haben die gleichen physikalischen und chemischen Eigenschaften wie natürliche Diamanten. Durch den Einsatz modernster Technologie kann ein Labor die natürlichen Prozesse nachbilden, durch die die im Boden gefundenen Diamanten entstehen. Es gibt zwei Arten von im Labor gezüchteten Diamanten: synthetische Hochdruck- und Hochtemperaturdiamanten (HPHT) und synthetische CVD-Diamanten (Chemical Vapour Deposition). TAG Heuer hat sich für die letztere Variante entschieden.
Edouard Mignon, Chief Innovation Officer, TAG Heuer & LVMH Watches & Jewellery Division: “Die CVD-Technologie (Chemical Vapour Deposition), die wir bei TAG Heuer als ‘Diamant d’Avant-Garde’ bezeichnen, ermöglicht es uns, die Vielseitigkeit von Kohlenstoff in Form von im Labor gezüchteten Diamanten zu erforschen – um einen atemberaubenden Zeitmesser zu kreieren, bei dem Diamanten in sehr einzigartigen Formen und Texturen verwendet werden. Die im Labor gezüchteten Diamanten ermöglichen es uns, mit diesem außergewöhnlichen Material zu experimentieren und zu innovieren, was Designern, Uhrmachern und Ingenieuren neue Möglichkeiten eröffnet.
Es ist unmöglich, den Unterschied zwischen im Labor gezüchteten Diamanten und natürlichen Diamanten mit bloßem Auge zu erkennen. Daher verwenden Diamantenhändler oft ein Spektrometer, um festzustellen, ob ein Diamant natürlich, HPHT- oder CVD-gezüchtet oder lediglich ein synthetischer Spinell ist. Als ich kürzlich die Carrera Plasma Tourbillon Nanograph auf der Watches & Wonders 2022 sah, wirkten die im Labor gezüchteten Diamanten auf dem Zifferblatt und dem Gehäuse für meine ungeübten Augen natürlich. Das Interessante an dieser Technologie ist, dass im Labor gezüchtete Diamanten in verschiedenen Formen mit spezifischen physikalischen Eigenschaften hergestellt werden können, was die Marke in den kommenden Jahren zweifellos weiter erforschen wird.
Das Zifferblatt ist aus rhodiniertem Messing, aber mit einer polykristallinen Diamantplatte (3,9 Karat) bedeckt, die eine wunderbar strukturierte, scheinbar poröse Epidermis aufweist. Interessanterweise ist die Diamantplatte als eine Komponente gewachsen.
Wie bereits erwähnt, ist diese Uhr mit einem Tourbillon ausgestattet. Die Hemmung und das Regulierorgan sind in einem Käfig untergebracht, der durch das Sekundenrad angetrieben wird. Der Käfig dreht sich jede Minute um 360°, wodurch der negative Einfluss der Schwerkraft auf das Regulierorgan aufgehoben wird. Über die chronometrischen Leistungen der Carrera Plasma Tourbillon Nanograph hinaus wird der Träger mit einer faszinierenden Animation der verschiedenen, sich synchron bewegenden Komponenten verwöhnt.
Die TAG Heuer Carrera Plasma Tourbillon Nanograph ist zweifelsohne eine komplexe Kreation, doch im Einklang mit der Designphilosophie von Jack Heuer erweist sich das Zifferblatt als äußerst einfach zu lesen.
Der Fall
Mit dem Gehäuse serviert die Schweizer Manufaktur wieder einmal eine Portion Avantgarde-Köstlichkeit. Das 44-mm-Gehäuse besteht aus schwarzem, sandgestrahltem, eloxiertem Aluminium, einem leichten Material, das nur selten für Uhrengehäuse verwendet wird. Die Bandanstöße und der Gehäusering sind erneut mit Labordiamanten besetzt, dieses Mal mit 48 Stück (insgesamt 4,2 ct). Die Anordnung der Steine und ihre Größe wirken ein wenig willkürlich und widersprechen den Konventionen, aber das Gesamtbild ist unglaublich.
Die Krone ist aus einem im Labor gezüchteten Diamanten (insgesamt 2,5 Karat) gefertigt. Die Drücker sind sandgestrahlt, während die capstanartigen Abdeckungen aus ADLC-behandeltem Stahl gefertigt sind. Für die Lünette hat TAG Heuer schwarze Keramik mit polierten und satinierten Oberflächen gewählt und sie mit einer Tachymeterskala ausgestattet. In der gesamten Komposition scheut sich die Uhrenmanufaktur nicht, mehrere Hightech-Materialien miteinander zu kombinieren, und das Ergebnis ist stimmig und ansprechend für das Auge.
Auf der Vorderseite ist das Saphirglas gewölbt, auf der Rückseite ist der Gehäuseboden ebenfalls in der allgegenwärtigen, unauffälligen Farbgebung gehalten und gibt den Blick auf das automatische Uhrwerk frei.
Die Bewegung
Die TAG Heuer Carrera Plasma Tourbillon Nanograph verfügt über ein Automatikwerk, einen Säulenradchronographen und, wie der Name schon sagt, ein Tourbillon. Die Brücken sind mit einem auffälligen Schachbrettmuster verziert, das einmal mehr die Konventionen außer Kraft setzt.
Die meisten mechanischen Uhren verfügen über eine Spiralfeder aus einer Eisen-, Nickel- und Chromlegierung. Vor einigen Jahren haben einige Uhrenhersteller jedoch Silizium (Silicium) als Alternative in Betracht gezogen. Dieses Material ist temperaturbeständig, reibungsfrei, korrosionsbeständig, glatt und hat eine gute Elastizität. Außerdem kann Silizium für die Herstellung anderer Komponenten wie Ankerräder und Anker verwendet werden. Leider ist Silizium wie Glas und kann daher leicht brechen.
Das TAG Heuer-Institut, eine Tochtergesellschaft der Uhrenmarke, besteht aus verschiedenen Wissenschaftlern und Uhrmachern. Es hat eine eigene Karbonspirale entwickelt. Vor einigen Jahren habe ich Guy Sémon, den damaligen CEO des TAG Heuer-Instituts, interviewt und diese bahnbrechende Technologie im Detail besprochen, falls Sie mehr darüber erfahren möchten.
Spiralfedern aus Kohlenstoff bieten die gleichen Vorteile wie Spiralfedern aus Silizium, sind aber weniger empfindlich. Sie sind stoßfest, sehr glatt und flach und können mit einer optimierten Geometrie hergestellt werden, die eine bessere Chronometrie ermöglicht. Im Gegensatz zur Siliziumspirale kann die Frequenz der Unruh mit einer Razette (Indexeinstellvorrichtung) gesteuert werden, die einfacher zu regulieren ist als eine Unruh mit variablem Trägheitsmoment.
Wenn ein Uhrmacher eine herkömmliche Spiralfeder verwendet, muss er die Spiralfeder mit einer Spannzange an der Unruhwelle befestigen. Dieser Vorgang ist sehr zeitaufwändig und kann zu Abweichungen führen, die die Präzision beeinträchtigen. Bei der Karbonspirale hingegen ist die Spannzange bereits angebracht, was die Herstellung vereinfacht und die Ganggenauigkeit erhöht. Apropos Ganggenauigkeit: Die Carrera Plasma Tourbillon Nanograph ist ein COSC-zertifizierter Chronometer, was eine unabhängige Garantie dafür ist, dass die Uhr unter verschiedenen Bedingungen, z. B. in verschiedenen Positionen und bei unterschiedlichen Temperaturen, eine hohe Ganggenauigkeit aufweist.
Schlussbemerkungen
Ästhetisch gesehen ist die TAG Heuer Carrera Plasma Tourbillon Nanograph groß und kühn. Sie ist mit Diamanten in verschiedenen Größen geschmückt, die wie zufällig angeordnet sind. Die Gesamtkomposition ist in einem düsteren Schwarzton gehalten und sieht fabelhaft aus.
Diese Uhr demonstriert, was möglich ist. Sie erinnert mich an ein Konzeptauto (auch wenn diese Uhr mit einer Preisvorstellung von CHF 350’0000 angeboten wird), das neue Technologien vorstellt und der Öffentlichkeit einen Blick in die Zukunft gewährt. Die Carrera Plasma Tourbillon Nanograph zeigt in der Tat Ideen auf, die das ästhetische Erscheinungsbild einer Uhr bereichern und gleichzeitig eine hervorragende Chronometrie bieten können. Ich vermute, dass dieses Know-how in Zukunft auch bei erschwinglicheren Uhren zum Einsatz kommen wird, was eine verlockende Aussicht ist.
TAG Heuer war schon immer innovativ, seit Edouard Heuer 1887 das schwingende Ritzel patentierte. Mit der Carrera Plasma Tourbillon Nanograph wird die Marke ihrem Ruf gerecht, sowohl erfinderisch als auch avantgardistisch zu sein.
Was den Carrera betrifft, eine Geschichte, die 1962 begann, so scheint es, dass noch viele weitere Kapitel geschrieben werden müssen.